Installationsansichten / Planetarium Halle / 2023
as far as the eye can see
Als das Universum erst etwa 380.000 Jahre alt war und seine Temperatur allmählich sank, verbanden sich die freien, verschieden geladenen Materieteilchen zu stabilen Atomen. Diese Neuordnung ermöglichte es den Photonen, die vorher mit der Materie in Wechselwirkung standen, sich frei zu bewegen: Das erste Licht entstand und das bis dahin trübe Universum wurde transparent. Die Strahlung war gleichmäßig verteilt. Bis in die Gegenwart sind Reminiszenzen jenes Lichts als kosmische Hintergrundstrahlung (CMB) messbar. Visualisierungen des Phänomens sind abstrakte Portraits des jungen Universums.
Jenes Urbild ist der thematische Ausgangspunkt für die Installation im neuen Planetarium in Halle: In einem Regal sind auf 25 Lagen 6000 Bücher eingereiht. Ihre Anzahl entspricht derjenigen, der mit dem menschlichen Auge am Nachthimmel erkennbaren Sterne.
Die Einbände der einzelnen Bücher sind in verschiedenen Farben gehalten. Über ihre Anordnung im Regal bilden die Bücher ein grob gerastertes Bild, das auf Messungen des kosmischen Hintergrundrauschens basiert.
Die Bücher selbst sind leer. Jeweils ein Exemplar liegt im Planetarium aus und kann von den Besucher_innen gefüllt werden. Ist ein Buch voll, wird es mit einem zufällig gewählten, noch leeren Exemplar im Regal ausgetauscht. Da die Bücher so im Laufe der Zeit ihren Platz wechseln, verändert sich auch das Gesamtbild der Bücherrücken, wodurch das ursprüngliche Erscheinungsbild der Arbeit in Unordnung gerät und gewissermaßen verrauscht.